Jetzt schlagen die "Uberisten" zurück. Sie haben weder geregelte Arbeitszeiten noch bezahlten Urlaub oder eine Krankenversicherung – diese "selbstständigen" Erwerbstätigen hängen von den Aufträgen ab, die ihnen auf ihre Smartphones geschickt werden. In ganz Europa arbeiten sie unter prekären Bedingungen. Wie geht es etwa den Essenslieferanten in Grenoble?
Innerhalb von zehn Jahren haben Online-Plattformen die Arbeitswelt völlig verändert. Zurzeit hängen Millionen von „selbstständigen“ Erwerbstätigen von den Aufträgen ab, die ihnen auf ihre Smartphones geschickt werden: Sie haben weder einen Chef noch eine geregelte Arbeitszeit oder einen festen Arbeitsort, allerdings auch kein festes Gehalt, keinen bezahlten Urlaub, keine Krankenversicherung und keine Rentenansprüche. Angesichts dieser prekären Situation schlagen die „Uberisten“ jetzt zurück. An vorderster Front der Bewegung stehen die Essenslieferdienste. Sie bilden Genossenschaften, mobilisieren die Lieferanten und gründen „Dark Kitchens“. Wie sieht die in vollem Wandel begriffene Welt der Online-Arbeit in Grenoble aus? Zu Beginn übte das Arbeitsangebot der Online-Lieferplattformen eine große Sogwirkung auf junge Stadtbewohner aus, da es ihnen die Möglichkeit einer flexiblen Einnahmequelle eröffnete. Doch die ursprüngliche Begeisterung der Mitarbeiter von Uber, Deliveroo und vielen anderen Lieferdiensten scheint heute vorbei zu sein. Viele Erwerbstätige, die diese neue Welt erkundet haben, sind enttäuscht und beginnen sich zusammenzuschließen. Doch wie soll man gemeinsame Aktionsformen finden, wenn man grundsätzlich allein arbeitet?
In Grenoble, wo 500 Fahrradlieferanten auf eine Bevölkerung von 160.000 Einwohnern kommen, machen diese neuen Offensiven Schule.
In Frankreich und anderen europäischen Ländern organisieren manche „Uberisten“ den Gegenschlag. Lieferanten oder Mietwagenfahrer streiken, um oft geringfügige Lohnerhöhungen zu fordern, Anerkennung als vollwertige Arbeitnehmer zu verlangen oder nicht mehr den manchmal absurden Entscheidungen von Algorithmen Folge leisten zu müssen.
Beispielsweise Bafodé, seit sechs Jahren Lieferant für die großen Online-Plattformen und Vater von zwei Kindern.
Andere, wie Tifaine, haben sich von den Plattformen gelöst und organisieren sich in Genossenschaften. Vor zwei Jahren hat die junge Frau zusammen mit Lieferantenkollegen „S!CKLO“ gegründet, denn sie wollte wieder selbst über ihre Zeit und ihre Dienstleistung bestimmen und ihre Freiheit zurückgewinnen. Heute beschäftigt ihre Kooperative ein Dutzend Mitarbeiter und macht in Grenoble den Internetriesen Konkurrenz. Was sie von denen unterscheidet, ist nach eigener Definition die „ethische Lieferung“.
Innerhalb eines Jahrzehnts haben die großen Online-Lieferplattformen die Konsumgewohnheiten revolutioniert und eine neue Ökonomie hervorgebracht. François gehört zu den neuen Web-2.0-Unternehmern: Er leitet ein virtuelles Restaurant (oft „Dark Kitchen“ genannt); sein Modell braucht die Liefergiganten und ihre Armeen selbstständiger Lieferanten.
Reportage (F 2022, 32 Min)
#express #versand #grenoble
Video verfügbar bis zum 18/10/2025
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Innerhalb von zehn Jahren haben Online-Plattformen die Arbeitswelt völlig verändert. Zurzeit hängen Millionen von „selbstständigen“ Erwerbstätigen von den Aufträgen ab, die ihnen auf ihre Smartphones geschickt werden: Sie haben weder einen Chef noch eine geregelte Arbeitszeit oder einen festen Arbeitsort, allerdings auch kein festes Gehalt, keinen bezahlten Urlaub, keine Krankenversicherung und keine Rentenansprüche. Angesichts dieser prekären Situation schlagen die „Uberisten“ jetzt zurück. An vorderster Front der Bewegung stehen die Essenslieferdienste. Sie bilden Genossenschaften, mobilisieren die Lieferanten und gründen „Dark Kitchens“. Wie sieht die in vollem Wandel begriffene Welt der Online-Arbeit in Grenoble aus? Zu Beginn übte das Arbeitsangebot der Online-Lieferplattformen eine große Sogwirkung auf junge Stadtbewohner aus, da es ihnen die Möglichkeit einer flexiblen Einnahmequelle eröffnete. Doch die ursprüngliche Begeisterung der Mitarbeiter von Uber, Deliveroo und vielen anderen Lieferdiensten scheint heute vorbei zu sein. Viele Erwerbstätige, die diese neue Welt erkundet haben, sind enttäuscht und beginnen sich zusammenzuschließen. Doch wie soll man gemeinsame Aktionsformen finden, wenn man grundsätzlich allein arbeitet?
In Grenoble, wo 500 Fahrradlieferanten auf eine Bevölkerung von 160.000 Einwohnern kommen, machen diese neuen Offensiven Schule.
In Frankreich und anderen europäischen Ländern organisieren manche „Uberisten“ den Gegenschlag. Lieferanten oder Mietwagenfahrer streiken, um oft geringfügige Lohnerhöhungen zu fordern, Anerkennung als vollwertige Arbeitnehmer zu verlangen oder nicht mehr den manchmal absurden Entscheidungen von Algorithmen Folge leisten zu müssen.
Beispielsweise Bafodé, seit sechs Jahren Lieferant für die großen Online-Plattformen und Vater von zwei Kindern.
Andere, wie Tifaine, haben sich von den Plattformen gelöst und organisieren sich in Genossenschaften. Vor zwei Jahren hat die junge Frau zusammen mit Lieferantenkollegen „S!CKLO“ gegründet, denn sie wollte wieder selbst über ihre Zeit und ihre Dienstleistung bestimmen und ihre Freiheit zurückgewinnen. Heute beschäftigt ihre Kooperative ein Dutzend Mitarbeiter und macht in Grenoble den Internetriesen Konkurrenz. Was sie von denen unterscheidet, ist nach eigener Definition die „ethische Lieferung“.
Innerhalb eines Jahrzehnts haben die großen Online-Lieferplattformen die Konsumgewohnheiten revolutioniert und eine neue Ökonomie hervorgebracht. François gehört zu den neuen Web-2.0-Unternehmern: Er leitet ein virtuelles Restaurant (oft „Dark Kitchen“ genannt); sein Modell braucht die Liefergiganten und ihre Armeen selbstständiger Lieferanten.
Reportage (F 2022, 32 Min)
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